Der Galerierundgang auf Inforadio, 16. Dezember 2009

Wie aus einem Traum – so wirken auch die Zeichnungen, die Nikola Röthemeyer in der Galerie Kuckei und Kuckei ausstellt. Da schläft ein Mädchen in einem knorrigen Baum statt im Bett, Äste ragen in ein Wohnzimmer herein, Blumen wachsen aus einem Fernseher heraus. Manchmal durchfliegen Vögel diese merkwürdigen Räume, in die es hier und da hereinregnet.

Nikola Röthemeyer: »Man befindet sich entweder drin oder draußen, Und mich hat interessiert, wenn man das auflöst in der Zeichnung. Wenn man sich drin und draußen befindet. Was passiert ist, das ein ganz eigener Raum entsteht. Das liegt auch daran, dass ich verschiedene Perspektiven mische, was dem Blatt etwas Unbestimmtes gibt.«

Gezeichnet mit Grafit- und Buntstiften – mal fein schraffiert mal kräftig gestrichelt – wirken die Linien wie Fäden, die diese seltsamen Welten zusammenhalten. Sinnbildlich dafür enden diese Linien immer wieder als Wollknäuel oder werden an einem Rad »gesponnen«. So entstehen Fantastische Bildwelten, in die man märchenhafte Geschichten hineindeuten kann.

Manchmal allerdings basieren Röthemeyers Werke auch auf wahren Begebenheiten. So hat die 1972 in Braunschweig geborene Künstlerin für ihr Projekt PillowBook Bewohnerinnen eines Altenheims gebeten, ihre liebsten Erinnerungsstücke zu zeigen. Röthemeyer zeichnete Puppenwagen, Bahnhofsuhren, Teddys, und verknüpfte die Andenken mit ihrem fadenartigen Liniensystem. Auf einem Bild allerdings ist dieser Zusammenhalt gerissen – die Welt von einst zerbrochen. Ein Mädchen steht einsam auf einer Eisscholle, neben sich einen Koffer. Auf anderen Schollen um sie herum treiben Puppenwagen, Tisch und Bett umher.

Nikola Röthemeyer: »Ausgangspunkt war die Geschichte einer Frau, die 1945 aus Polen fliehen musste. Zusammen mit den fünf Schwestern und der
hochschwangeren Mutter – eine Geschichte die mich berührt hat – ohne jeglichen Besitz die Heimat zu verlassen.«